Samstag, 24. August 2013
(erschienen als 'klartext' in den ZeitZeichen 8/2013)

Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.
Mt 6, 3

In Zeiten, in denen die Erkenntnisse der Public Relations nicht nur die Sozialkonzerne, sondern auch die alle so kleinen Non-Profit-Akteure erreicht haben, scheint Jesu Weisung aus dem Matthäusevangelium hochgradig unprofessionell.

‚Tu Gutes und rede darüber!‘ Seit Georg-Volkmar Graf Zedtwitz von Arnim 1962 ein PR-Buch mit diesem Titel veröffentlichte, ist diese Parole zum geflügelten Wort geworden. Was soll denn auch schlecht daran sein, eine gute Tat, ein erfolgreiches Projekt, eine sinnvolle Initiative unter Geheimhaltung zu stellen. Vorbilder müssen doch sichtbar sein! Setze Dein Licht nicht unter einen Scheffel! Auch ein Jesuswort. Und wenn dabei das eigene Image ein wenig aufgebessert wird - das ist doch nicht schlimm, oder?

Bei dieser stolzgeschwellten Brust der PR-Berater kann aber durchaus auch etwas Unbehagen freigesetzt werden. In der nächsten Entwicklungsstufe des weithin gut sichtbaren guten Tuns, der ‚Corporate social responsibility‘, stellt sich manchmal die Frage, was da zuerst war: die anscheinend selbstlose Initiative zum gesellschaftlich verantwortlichen Handeln, oder das kühle Kalkül, welches strategische Wege und Mittel sucht, die eigene Selbstdarstellung und den Ruf bei Kunden, Mitarbeitenden und Öffentlichkeit zu verbessern.

In der Szene des Evangeliums spielt allerdings die Frage nach der ‚Effizienz‘ des Guten und der Hilfe nicht die zentrale Rolle. Jesus legt seinen Fokus auf die Beziehung der beiden Menschen, die sich im Akt des Almosens begegnen.

Dabei warnt Jesus vor zweierlei: vor der Eitelkeit und vor der Beschämung. Beide korrespondieren ja miteinander und schaffen ein gnadenloses Gefälle zwischen Gebenden und Empfangenden. Eine soziale Tat, die nach Applaus heischt, verliert leicht das Angesicht des Anderen aus den Augen. Und indem so aller Augen auf die Not und Bedürftigkeit des Anderen gelenkt werden, muss das gepriesene Almosen den Empfänger so abgrundtief beschämen, dass er sich nicht mehr traut, die Augen vom Boden zu heben.

Letztlich ist wohl eine Ethik des stillen, selbstverständlichen Ausgleichs und der Umverteilung der einzige Weg, um sich als gleichwertige Geschöpfe Gottes auf Augenhöhe begegnen zu können.